Zunahme nicht-traditioneller Familienmodelle
Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahre spiegelt sich auch in den sich verändernden Familienmodellen wider. Ein bemerkenswerter Trend ist die Zunahme nicht-traditioneller Familienstrukturen auf globaler Ebene. Früher stellte für Mitglieder der LGBTQ+ Community die Gründung einer Familie oft eine Herausforderung dar, doch heute eröffnen sich durch reproduktionsmedizinische Fortschritte wie Spermienspenden, Eizellspenden und Leihmutterschaft sowie durch die Möglichkeit der Adoption neue Wege zur Elternschaft.
Ein Meilenstein für die Gleichberechtigung war die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Deutschland ab 2017, gefolgt von Österreich im Jahr 2019 und der Schweiz im Jahr 2022. Diese rechtlichen Änderungen eröffnen gleichgeschlechtlichen Paaren nun endlich auch die Möglichkeit zur Adoption, ein bedeutsamer Schritt auf dem Weg zur Anerkennung verschiedenster Familienmodelle.
Die steigenden Möglichkeiten beeinflussen nicht nur die Entstehung von Familien, sondern auch die individuellen Wünsche und Pläne. Eine 2019 durch Family Equality in den USA durchgeführte Studie zeigt, dass 63% der damals 18-35-jährigen Mitglieder der LGBTQ+ Community den Wunsch hatten, eine Familie zu gründen oder ihre bestehende Familie zu erweitern, wobei 48% konkrete Pläne dafür schmiedeten. Auch in der DACH Region und Kontinentaleuropa zeichnet sich diese Veränderung ab, wenn auch etwas langsamer im Vergleich zu den USA. Auch hier nehmen Regenbogenfamilien stetig zu und Umfragen würden heute vermutlich zu fast ähnlich hohen Anteilen kommen.
Lange Zeit Diskriminierung in der Familienbildung
Trotz des erfreulichen gesellschaftlichen Wandels und der rechtlichen Fortschritte im Bereich der Familienbildung für LGBTQ+ Paare gibt es auch weiterhin Herausforderungen und Diskriminierung, die dringend angegangen werden müssen. Selbst im Jahr 2024 werden gleichgeschlechtliche Paare bei der Familiengründung noch immer mit bestimmten Diskriminierungen konfrontiert.
In Deutschland beispielsweise besteht nach wie vor die Regelung, dass bei der Geburt eines Kindes nicht zwei Mütter rechtlich anerkannt werden können. Während der Ehemann einer Frau, die nach einer Samenspende ein Kind zur Welt bringt, automatisch als dessen Vater gilt, trifft dies nicht zu für die Ehefrau einer Frau, die nach einer Samenspende ein Kind bekommt. Die nicht gebärende Mutter in einer lesbischen Ehe muss bis heute das geborene Kind in Form einer „Stiefkindadoption“ adoptieren. Eine Regelung, die, trotz des gesellschaftlichen Wandels, nach wie vor auf Unverständnis stößt und hoffentlich in naher Zukunft überarbeitet wird.
Des Weiteren stehen viele Methoden, die lesbische und schwule Paare für die Familiengründung nutzen, in der DACH Region aufgrund gesetzlicher Restriktionen außerhalb ihrer Reichweite. Die Eizellspende und Leihmutterschaft sind beispielsweise in Deutschland verboten. Das zwingt schwule Paare, die auf diese Methoden zurückgreifen möchten, dazu, ins Ausland zu gehen. Die sogenannte ROPA-Methode, bei der eine Mutter die Eizelle gibt und die andere das Kind austrägt, ist in Deutschland und der Schweiz ebenfalls nicht erlaubt. Diese Beschränkungen verdeutlichen, dass trotz vieler Fortschritte im Bereich der Gleichberechtigung noch immer Handlungsbedarf besteht, um die Familienbildung für LGBTQ+ Personen zu erleichtern und ihnen die gleichen Rechte zukommen zu lassen.
Krankenversicherungen in Deutschland diskriminieren lesbische Paare
Die Diskriminierung lesbischer Paare erstreckt sich bedauerlicherweise auch auf den Bereich der Krankenversicherungen in Deutschland. Eine eklatante Ungleichbehandlung wird deutlich, wenn es um die Kostenübernahme im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen geht. Kinderwunschbehandlungen werden nicht von den Krankenkassen bezuschusst, falls eine Samenspende notwendig ist. Dann sind die gesamten Behandlungskosten – auch inklusive der Behandlung selbst sowie der Medikamente, nicht nur der Spendersamen – selbst zu tragen. Dies gilt selbst dann, wenn eine IVF-Behandlung aufgrund anderer medizinischer Gründe (z.B. Eileiterverschluss, Endometriose) notwendig ist. Dies betrifft lesbische Paare in jedem einzelnen Fall, während die Notwendigkeit einer Samenspende bei heterosexuellen Paaren eher die Ausnahme darstellt.
Im Vergleich dazu gestaltet sich die Situation in Österreich anders. Der IVF-Fonds übernimmt hier für lesbische Paare die gleiche Anzahl von Versuchen wie für heterosexuelle Paare. In der Schweiz hingegen deckt die Krankenversicherung generell keine Kosten im Zusammenhang mit Kinderwunschbehandlungen ab.
Diese Ungleichheit führt dazu, dass die Kinderwunschbehandlung für lesbische Paare in Deutschland, insbesondere wenn eine aufwendigere IVF-Behandlung notwendig ist und eine Insemination nicht ausreicht, überproportional teuer wird. Die dringende Notwendigkeit einer Überarbeitung dieser Regelungen wird deutlich, um eine faire und gleichberechtigte Kostenübernahme für alle Paare unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung sicherzustellen.
Fertility Benefits als Diversity Benefits
Unternehmen können durch das Anbieten von Fertility Benefits ganz klar ein Zeichen für Diversität und Vielfalt setzen, indem sie diesen Benefit ganz explizit auch für alle Formen der Partnerschaft und sämtliche Möglichkeiten der Familiengründung anbieten. Die Onuava Plattform beispielsweise bietet gezielte Informationen nicht nur für heterosexuelle Paare mit Kinderwunsch, sondern auch speziell für Regenbogenfamilien.
Die Unterstützung durch Fertility Benefits ist besonders relevant für Regenbogenfamilien in Deutschland, die oft keine finanzielle Unterstützung von der Krankenkasse erhalten. Aufgrund der rechtlich komplexen Situation, beispielsweise bei Behandlungen im Ausland oder Stiefkindadoptionen, besteht zudem ein erhöhter Beratungsbedarf. Unternehmen können durch die Integration von Fertility Benefits nicht nur dazu beitragen, Frauen und Paare in einer herausfordernden Zeit zu unterstützen und an das Unternehmen zu binden, sondern sie fördern auch ganz bewusst Diversität.
Der Mehrwert liegt darin, dass Regenbogenfamilien überproportional von diesen Benefits profitieren. Durch die gezielte Unterstützung in allen Facetten der Familiengründung tragen Unternehmen nicht nur zur Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfelds bei, sondern setzen auch ein deutliches Zeichen für Vielfalt und Gleichberechtigung. Fertility Benefits, als Diversity Benefits, sind somit nicht nur ein sozialer Beitrag, sondern auch ein strategischer Schritt hin zu einer diversen und inklusiven Unternehmenskultur.